"Napoleon" und 9 ähnliche Biopics historischer Persönlichkeiten | © Apple

"Napoleon" und 9 ähnliche Biopics historischer Persönlichkeiten

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Diese Historienfilme über berühmte historische Figuren wurden beim Kinostart wegen ihrer Faktentreue kritisiert und gleichzeitig oft mit Auszeichnungen überhäuft.

Mit dem Biopic und Historiendrama "Napoleon" von Star-Regisseur Ridley Scott kommt diese Woche ein opulentes Historiendrama mit hochkarätiger Besetzung ins Kino. Die Hauptrolle des legendären Feldherrn Napoleon Bonaparte, der Anfang des 19. Jahrhunderts ganz Europa eroberte, übernimmt Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix ("Joker").

Scott hat mit Historiendramen schon einige Erfahrungen gesammelt, etwa mit dem epischen Sandalenfilm "Gladiator" (2000), dem Kreuzritter-Spektakel "Königreich der Himmel" (2005) und zuletzt mit dem viel gelobten Mittelalter-Drama "The Last Duel" (2021), das aber an den Kinokassen floppte. Die 158-minütige Kinofassung von "Napoleon" wird später bei Apple TV+ zu sehen sein, möglicherweise sogar als vierstündiger Director's Cut. 

Fiktionales Spektakel, keine Doku

Schon im Vorfeld des Kinostarts hat das Historiendrama für gemischte Reaktionen bei Kritikern gesorgt. Während die einen von einem großartigen Biopic sprechen, das mit viel Humor auf die historische Person blickt, kam – vor allem aus Frankreich – Kritik an der mangelnden Tiefe und Ernsthaftigkeit des Biopics.

Selbstverständlich gibt es wie bei jedem Historien-Spektakel auch Kritik an der historischen Faktentreue. Scott hat all diese Einwände in einer für den Regisseur typisch provokanten Art und Weise vom Tisch gewischt. Sein Film sei eben eine fiktive Geschichte, die nur auf historischen Personen und Ereignissen beruht. Damit hat der Mann auch vollkommen recht. Ähnlich wie bei der Netflix-Serie "The Crown" muss man sich als Zuschauer immer wieder vor Augen halten, dass es sich um eine spektakuläre Geschichte auf Basis historischer Personen und Ereignisse handelt, die für den Film aus dramaturgischen Gründen mit fiktiven Elementen ausgeschmückt wurde. 

Kritik an Historiendramen ist nichts Neues

In der Vergangenheit wurden Filme über berühmte Figuren der Geschichte immer wieder wegen der Abweichung von historischen Fakten kritisiert. Das hat ihrem Erfolg nie geschadet oder gar die Oscar-Jury davon abgehalten, sie mit den begehrten Academy Awards zu überhäufen. Im Gegenteil: Rückblickend gesehen hat die Oscar-Jury Historienfilme, insbesondere jene über berühmte Herrscher und Politiker, seltener auch Herrscherinnen und Politikerinnen, viel öfter mit viel mehr Auszeichnungen versehen als etwa Komödien und Horrorfilme. 

Wenn du diesen Hang zum Biopic von berühmten historischen Persönlichkeiten etwas abgewinnen kannst, haben wir für dich eine Watchlist mit 9 Filmen zusammengestellt, die dir nach "Napoleon" gefallen könnten. 

 

Alexander_2004_Constantin_01 | © Constantin

Alexander (2004)

In diesem monumentalen Sandalenfilm erzählt Star-Regisseur Oliver Stone ("Platoon", "JFK") die Geschichte von Alexander dem Großen von der Geburt bis zu seinem Tod. Vom kleinen Königreich Makedonien im Norden Griechenland ausgehend, erobert Alexander (Colin Farrell) ein riesiges Reich, das sich bis Indien erstreckt.

Stone verfilmt hier die Alexander-Biografie eines renommierten Oxford-Historikers aus dem Jahr 1973, die ein relativ positives Bild der historischen Figur zeichnet. Zudem werden aus dramaturgischen Gründen mache Schlachten und Orte zeitlich und örtlich nicht korrekt verwendet. Kritisiert wurde auch die von westlichen Sichtweisen geprägte und teilweise ahistorische Darstellung der Perser (sie trugen z.B. keine Turbane). Trotzdem gilt die Darstellung der allgemeinen Ereignisse und die Ausstattung in dem Monumentalfilm als historisch weitgehend akkurat. 

Eroberung-des-Paradieses-1492_Gaumont-Film_1992_01 | © Gaumont Film

1492 – Die Eroberung des Paradieses (1992)

Schon vor der fiktiven Geschichte "Gladiator" hat Scott mit diesem Historiendrama ein opulentes Biopic zum 500. Jubiläum der Entdeckung Amerikas im Jahr 1992 abgeliefert. Das ist wohl einer der Gründe, warum der von Gerard Depardieu gespielte Seefahrer und Entdecker in dieser Geschichte als Held erscheint. Indigene Völker werden zwar dargestellt und ihr Niedergang im Zuge der Kolonisation durch die Spanier gezeigt, nicht aber der negative Einfluss von Kolumbus. Er setzt sich im Film vielmehr für ein friedliches Miteinander ein und wird als wohlwollender, aber von den Mächtigen übergangener Entdecker stilisiert.

Kritik, dass der Film den historischen Tatsachen nicht entspricht, blieb daher nicht aus – interessierte aber Scott schon damals wenig. Tatsächlich funktioniert "1492" als episches, aber eben fiktives Historiendrama sehr gut. Auch erhält Kolumbus als fiktive Figur im Film eine gewisse Charaktertiefe, was nicht in allen Filmen über den legendären Entdecker der Fall ist. Trotzdem floppte der Film im Kino und blieb vor allem dank der Filmmusik von Vangelis in Erinnerung. 

Elizabeth_1998_Polygram_01 | © Polygram

Elizabeth (1998)

Obwohl der Tod von König Heinrich VIII. schon sieben Jahre zurückliegt, gibt es 1554 in England nach wie vor Intrigen um seine Nachfolge, insbesondere zwischen Katholiken und Protestanten. Doch bald übernimmt seine protestantische Tochter Elisabeth (Cate Blanchett) den Thron von ihrer kinderlosen Halbschwester Maria. Nun steht die junge Königin vor der Herausforderung, ihre Herrschaft zu sichern und gleichzeitig ihrer Rivalen Spanien, Frankreich und den Vatikan Paroli zu bieten.

Das opulente Historiendrama wurde für sieben Oscars nominiert, darunter die erste Oscar-Nominierung für Cate Blanchett sowie Nominierungen für Kostümdesign, Szenenbild und Make-Up (dafür erhielt das Drama sogar die begehrte Trophäe). Mit den historischen Details nimmt es das Drama hingegen nicht so genau. Für die emotionalen Charakterdarstellung von Elisabeth wurden historische Details verändert, wiewohl der größere Verlauf der Geschichte stimmt. 

Marie-Antoinette_2006_Sony_02 | © Sony Pictures

Marie Antoinette (2006)

Sofia Coppolas Biopic der glücklosen Königin am Vorabend der Französischen Revolution wurde bei der Premiere im Jahr 2006 beim Filmfestival in Cannes teilweise vom Publikum ausgebuht und wegen der zeitgemäßen Darstellung von Marie Antoinette als ahistorisch kritisiert. Rückblickend könnte man den Film auch als Mutter von betont in einem modernem Stil dargestellten Historiendramen wie "Bridgerton" und "The Great" betrachten.

Im Mittelpunkt steht die österreichische Erzherzogin Marie Antoinette (Kirsten Dunst), Tochter von Kaiserin Maria Theresia. Mit zarten 14 Jahren wird sie als Braut des französischen Thronfolgers Ludwig (Jason Schwartzman) nach Paris geschickt. Doch am Hof in Versailles tut sich die junge Königin schwer. Sie zieht sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und merkt nicht, dass ihr dies in der Bevölkerung als Abgehobenheit vorgeworfen wird und Skandalgeschichten über sie kursieren. 

Lincoln_2012_Disney_01 | © Disney

Lincoln (2012)

Gegen Ende des Jahres 1864 neigt sich der US-Bürgerkrieg seinem Ende zu. Im Kongress in der Hauptstadt Washington D.C. kämpft Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis), der gerade wiedergewählt wurde, um ein Verfassungsgesetz, das Sklaverei endgültig abschafft. Der Senat hat dem 13. Verfassungszusatz bereits zugestimmt, doch im Repräsentantenhauses stößt das Vorhaben auf heftigen Widerstand.

In seinem epischen Werk im Stil eines Politthrillers, das mit "Schindlers Liste" verglichen wurde, zeigt Regisseur Steven Spielberg wie Lincoln – wenige Monate vor dem tödlichen Attentat – in der politischen Schlangengrube Washingtons Verhandlungen für eine Zweidrittel-Mehrheit gegen die Sklaverei führt. Beeindruckend ist dabei die Verwandlung von Day-Lewis in Lincoln, die ihm einen Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte.

Lawrence-von-Arabien_1962_Sony_01 | © Sony Pictures

Lawrence von Arabien (1962)

Während des Ersten Weltkrieges wird der britische Offizier Thomas E. Lawrence (Peter O’Toole) von Kairo auf die arabische Halbinsel entsandt, um dort den Widerstand der Araber gegen das Osmanische Reich zu unterstützen. Doch schon auf dem Weg durch die Wüste wird sein Führer getötet und er findet die Araber um ihren Führer Prinz Faisal (Alec Guinness) als unorganisierten Haufen vor. Gemeinsam mit dem Beduinenführer Sherif Ali (Omar Sharif) und einer kleinen Truppe will er die Wüste Nefud durchqueren und die von den Osmanen gehaltene Stadt Akaba erobern.

Der fiktive Abenteuerfilm beruht zwar auf dem autobiografischen Kriegsbericht der realen Hauptfigur und wurde größtenteils an Originalschauplätzen gefilmt, nimmt sich aber bei vielen Details der Geschichte kreative Freiheiten heraus. 1963 wurde "Lawrence von Arabien" mit Oscars überhäuft, darunter auch jener für den besten Film. Bis heute gilt das Heldenepos als Kultfilm.

Die-dunkelste-Stunde_2017_Universal_01 | © Universal Pictures

Die dunkelste Stunde (2017)

Im Jahr 1940 folgt Winston Churchill (Gary Oldman) als britischer Premierminister dem glücklosen Neville Chamberlain, dessen Appeasement-Politik gegenüber Nazi-Deutschland kläglich gescheitert ist. Churchill hat diese Politik schon immer kritisiert und ist ein kompromissloser Gegner Adolf Hitlers. Doch gleich zu Beginn steht er in seinem neuen Amt vor schier unüberwindlichen Herausforderungen: Die britischen und alliierten Truppen wurden durch den Überfall der Wehrmacht auf die Benelux-Staaten in Dünkirchen eingekesselt. Churchill muss nun nicht nur dafür rasch eine Lösung finden, sondern auch Intrigen in der eigenen Partei überwinden und den Briten Mut zusprechen.

Das Biopic zeigt dabei nicht nur die großartigen Reden, für die Churchill bekannt ist, sondern auch seine Selbstzweifel in privaten Momenten. Die beeindruckende Verwandlung in den legendären Politiker brachte Oldman zudem einen Oscar als bester Hauptdarsteller ein.

Gandhi_1982_Sony-Goldcrest_01 | © Goldcrest/ Sony

Gandhi (1982)

Im Rückblick wird das Leben Gandhis (Ben Kingsley) erzählt, der als in Großbritannien studierter Anwalt in Südafrika arbeitet. Als er dort die Brutalität der Apartheidpolitik am eigenen Leib erfährt, entwickelt er im Kampf für die indische Minderheit in Südafrika sein legendäres Prinzip des gewaltlosen Widerstandes. Zurück in Indien übernimmt er die Führung der Kongresspartei. Mit seiner Kampagne der Nichtkooperation mit der britischen Kolonialmacht setzt er Kurs in Richtung der indischen Unabhängigkeit – doch bis dahin gilt es noch zahlreiche, teilweise blutige Hürden zu überwinden.

"Gandhi" wurde 1983 mit acht Oscars überhäuft, darunter auch einer für Kingsley als bester Hauptdarsteller für seine eindrucksvolle Verwandlung. Der fiktionale Film gilt zudem als eine historisch weitgehend akkurate Darstellung der tatsächlichen Ereignisse. 

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Vice: Der zweite Mann (2018)

Mit "Vice: Der zweite Mann" hat Writer/Director Adam McKay ("Don't Look Up") eine untypische Politiker-Biografie mit einigen unerwarteten Wendungen abgeliefert. Kaum zu glauben, dass das Leben eines unauffälligen Bürokraten wie Dick Cheney so humorvoll und spannend erzählt werden kann. McKay bedient sich dabei einiger kreativer Tricks. Beeindruckend ist auch die Verwandlung von Christian Bale, aber auch der Rest der Besetzung ist großartig.

Nachdem Cheney wegen Trunkenheit am Steuer angeklagt wird, stellt ihn seine Ehefrau Lynne (Amy Adams) vor die Wahl: Entweder er kriegt sein Leben auf die Reihe oder sie verlässt ihn. Was folgt, ist der Aufstieg Cheneys in den dunklen Korridoren der US-Politik bis zum erfolgreichen Unternehmer und Lobbyisten und letztendlich ganz an die Spitze des politischen Systems der USA, als einflussreicher Vizepräsident unter George W. Bush (Sam Rockwell).

"Vice" ist ein kreatives Meisterwerk und Biopic der anderen Art, das Spaß für Fans von schwarzhumorigen Politsatiren garantiert.