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Österreichische Filme: 10 Highlights seit dem Jahr 2010 | © Dor Film

Österreichische Filme: 10 Highlights seit dem Jahr 2010

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Diese Filme sind kleine Schätze und cineastische Highlights, die der österreichische Film seit 2010 hervorgebracht hat.

Österreichische Filme können auch im eigenen Land nur selten mit Hollywood-Blockbustern mithalten – und wenn doch, dann sind es oft die üblichen Verdächtigen: im Fall von Österreich sind damit meist Filme österreichischer Kabarettisten gemeint wie "Indien" (1993), "Muttertag" (1993), "Hinterholz 8" (1998) und "Poppitz" (2002). Manchmal sind es auch schräg-kreative Ausreißer wie "Müllers Büro" (1986) oder "Singlebells" (1997) – wobei die letztere Komödie fürs Fernsehen produziert wurde und bald zu einem Weihnachtskultfilm (mit der Fortsetzung "Oh Palmenbaum", 2000) avancierte. Doch so eintönig wie es die Verkaufszahlen an den Kinokassen vermuten lassen, ist die österreichische Filmlandschaft keineswegs.

Daher haben wir das STREAMOverse nach zehn Film-Highlights aus Österreich durchkämmt und dabei das Jahr 2010 als Ausgangsjahr genommen: 10 österreichische Film-Schmankerl seit 2010 also. Wie sich zeigt, tut sich auch fernab vom Feel-Bad-Cinema Michael Hanekes einiges in der Filmlandschaft der Alpenrepublik. Wir haben für dich ein Austro-Streaming-Best-Of der letzten 10 bis 15 Jahre zusammengestellt, das sich irgendwo zwischen realitätsgetreuem Trübsinn und unverkennbar schwarzem Humor abspielt. 

 

Atmen_2011_EPO-Film_01 | © EPO Film

Atmen (2011)

Mit nur 14 Jahren wurde Roman Kogler (Thomas Schubert) wegen einer schrecklichen Tat im Affekt zu einer Haftstrafe verdonnert. Nach einiger Zeit im Jugendknast will der junge Mann nun um vorzeitige Entlassung ansuchen. Dafür benötigt er einen Freigänger-Job, was allerdings mit Vorstrafe kein leichtes Unterfangen ist. Der wortkarge Kerl nimmt schließlich eine Stelle in einem Wiener Bestattungsunternehmen an, obwohl er dort in eine triste Lebenswelt eintauchen muss. Tagtäglich ist er mit dem Tod konfrontiert: Leichname werden aus Wohnungen transportiert, Särge geschrubbt, den Hinterbliebenen Beileidsbekundungen ausgesprochen. Anfangs tut sich der traumatisierte junge Mann in diesem Milieu schwer, aber schließlich hilft ihm die schwierige Arbeit bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Das Heimkind begibt sich auf die Suche nach seiner leiblichen Mutter, von der er einst verstoßen wurde.

"Atmen" ist die erste Regiearbeit des österreichischen Schauspielers Karl Markovics ("Die Fälscher"). Das beklemmende Sozial- und Coming-Of-Age-Drama gibt nicht nur unbequeme Einblicke in die Arbeitsweisen eines Wiener Bestattungsbetriebes, sondern zeichnet auch ein einfühlsames Bild aus der Sicht eines jungen Gefängnis-Insassen am Wege der Resozialisierung. Hauptdarsteller Thomas Schubert, damals als unerfahrener Laie besetzt, wurde für seine herausragende Darbietung national wie international mit Auszeichnungen bedacht. 

"Atmen" ist zurzeit bei Prime Video im Programm. 

Das-ewige-Leben_2015_Dor-Film_01 | © Dor Film

Das ewige Leben (2015)

Bei Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) ist "schon wieder was passiert": Der alternde Schnüffler ist pleite und verzieht sich zurück in seine Heimat Graz. Dort kann er sich immerhin in ein Haus verschanzen, das ihm vererbt wurde. Das verwahrloste Anwesen im Bezirk Puntigam ist aber kein Wohnplatz für die Ewigkeit. Von einem Freund aus Kindheitstagen, dem Antiquitätenhändler Köck (Roland Düringer), will er sich Geld ausleihen. Kurz darauf stattet ihm auch der Polizeiinspektor Aschenbrenner (Tobias Moretti) eine Visite ab, der mit Brenner und Köck früher die Schulbank drückte. Die drei teilen das gut behütete Geheimnis einer Jugendsünde, die sie eigentlich mit ins Grab nehmen wollten. Als Köck tot aufgefunden wird, nimmt sich der eigentlich pensionierte Brenner mit Ach und Krach der Sache an. Was folgt, ist eine Spurensuche, die in seine Vergangenheit zurückführt.

Nach "Komm, Süßer, Tod" (2000), "Silentium" (2004) und "Der Knochenmann" (2009) ist "Das Ewige Leben" die vierte und bisher letzte Verfilmung der Kriminalroman-Reihe von Wolf Haas. Im Regiesessel hat auch diesmal wieder Wolfgang Murnberger Platz genommen. Einmal mehr jagt die österreichische Kabarett-Legende Josef Hader grandios kauzig einem Mysterium hinterher, das bis zur letzten Minute auf Trab hält. Der Spagat zwischen Tragik und Komik, zwischen abgründiger Charakterstudie und klamaukiger Krimi-Klamotte gelingt famos. 

"Das Ewige Leben" und die anderen "Brenner"-Filme mit Josef Hader sind aktuell bei Paramount+ im Programm und als Leihangebot bei Prime Video verfügbar. 

Die-beste-aller-Welten_2017_ritzlfilm_01 | © Ritzl Film

Die beste aller Welten (2017)

Auf den ersten Blick ist der kleine Adrian (Jeremy Miliker) ein gewöhnlicher Neunjähriger. Doch der Schein trügt, denn seine Mutter Helga (Verena Altenberger) ist schwer heroinabhängig und der Junge tagtäglich einem gefährlichen Milieu ausgesetzt. Obwohl die Sucht an ihr nagt, setzt sie alles daran, ihrem aufgeweckten Sohn eine gute Mutter zu sein. In Momenten der Ausweglosigkeit flüchtet sich der Junge in eine Fantasiewelt, in der ein Abenteurer gegen Dämonen in die Schlacht zieht. Es ist ein Kampf, in dem mütterliche Liebe die Oberhand behält.

Regisseur Adrian Goiginger erzählt in diesem bedrückend realitätsgetreuen Sozialdrama seine eigene Lebensgeschichte nach. Der Film war nicht nur bei Kritikern ein großer Hit, sondern entpuppte sich auch an den Kinokassen als Achtungserfolg. Völlig zurecht, wie wir finden. Wie warmherzig sich dieser komplexen Mutter-Sohn-Dynamik angenähert wird, lässt selbst versteinerte Herzen erweichen. 

"Die Beste Aller Welten" ist in Deutschland zurzeit bei Netflix im Programm, aus Österreich aber nur als Leihangebot bei Prime Video verfügbar. 

Hotel-Rock-n-Roll_2016_Dor-Film-Toni-Muhr_02 | © Dor Film / Toni Muhr

Hotel Rock'n'Roll (2016)

Mit Rock'n'Roll ist es so eine Sache: Viele Wege führen zum Ruhm. Da das musikalische Talent nicht reicht, wollen sich die Hobby-Musiker Max (Michael Ostrowski) und Jerry (Gerald Votava) ein abgelegenes Hotel als Karrieresprungbrett zunutze machen. Dieses heruntergekommene Etablissement hat ihre beste Freundin Mao (Pia Hierzegger) vor kurzem von ihrem Onkel geerbt. Die trotteligen Jungs wittern eine Chance, ihre Reichweite zu erhöhen. Sie lassen das Hotel in ein Mekka des "Rock'n'Roll" umfunktionieren und die dazugehörigen Exzesse gibt's gleich obendrauf. Ob das gut gehen kann?

Nach Sex ("Nackschnecken", 2004) und Drugs ("Contact High", 2009) wird im Finale der von Michael Glawogger erschaffenen Kult-Trilogie stilgerecht dem Rock'n'Roll die Ehre erwiesen. Da Glawogger 2014 überraschend einem Malaria-Leiden erlag, wurde das Werk des früh verstorbenen Ausnahmeregisseurs ("Whore's Glory", "Megacities") von seinen Wegbegleitern Michael Ostrowski und Helmut Köpping zu Ende gebracht. Ein würdiger Abschluss, der mit gewohnt schrillem Humor und originellen Einfällen punktet. Ein Highlight ist einmal mehr auch Georg Friedrich ("Crooks") als herumkreischender Möchtegern-Gangster Schorschi. 

"Hotel Rock'n'Roll" ist zurzeit in Österreich bei CANAL+ im Programm und in Deutschland als Leihangebot bei Prime Video verfügbar. 

Ich-seh-Ich-seh_2015_Ulrich-Seidl-Film_01 | © Ulrich Seidl Film

Ich seh, ich seh (2014)

Als ihre Mutter (Susanne Wüst) von einer Schönheitsoperation zurückkehrt, kommen bei den Zwillingen Elias (Elias Schwarz) und Lukas (Lukas Schwarz) Zweifel auf, ob es sich wirklich um ihre Mutter handelt. Da sie auch seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt, trauen sie der im Gesicht vollbandagierten Frau bald nicht mehr über den Weg. Was wenn es sich nicht um ihre echte Mama handelt, sondern um eine Hochstaplerin? Immer mehr seltsame Vorkomnisse scheinen die sinistre Vermutung der neunjährigen Brüder zu bestätigen. Um die Wahrheit herausfinden, wird die Frau, die vielleicht oder vielleicht auch nicht ihre Mutter ist, fordernden Experimenten unterzogen.

Der nervenzerfetzende Psycho-Thriller von Veronika Franz und Severin Fiala zog in der Welt des Horrors einige Blicke auf sich. Aus gutem Grund, denn das atmosphärisch dicht inszenierte Verwirrspiel hat es in sich. Begleitet von großartig komponierten Bildern, steuert das Horror-Puzzle schleichend, aber effektiv, auf ein schockierendes Finale zu, das noch lange nachhallt. Ein wahrgewordener Alptraum, der durch Mark und Bein geht . Genau so sollte Genre-Kino "made in Austria" sein. 

"Ich seh, ich seh" ist zurzeit auf CANAL+ im Programm (nur in Österreich) und als Leihangebot bei Prime Video verfügbar.

Joy_2018_freibeuterfilm_01 | © Freibeuterfilm

Joy (2018)

Im Mittelpunkt dieses Milieu-Dramas steht die titelgebende Joy (Anwulika Alphonsus), eine gebürtige Nigerianerin, die in der Rotlicht-Szene Wiens als Prostituierte arbeitet und damit ihren Lebensunterhalt bestreitet. Sie erhofft sich dadurch, ihre Tochter finanziell besser unterstützen zu können und ihr eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dem noblen Vorhaben kommen jedoch Schulden in den Weg, die sie noch bei ihrer Zuhälterin zu begleichen hat.

"Joy" ist der zweite Spielfilm der österreichisch-iranischen Filmemacherin Sudabeh Mortezai. Authentisch und unbeschönt gewährt ihr einfühlsam erzähltes Porträt einer Sexarbeiterin Einblicke in eine Welt, vor der man filmisch oft zurückschreckt. Das System der Prostitution - für manche ausbeuterisch, für andere profitabel und wertvoll - wird aus mehreren Perspektiven beleuchtet. 

"Joy" ist in Deutschland zurzeit bei Netflix und in Österreich bei CANAL+ im Programm.

Paradies-Liebe_2012_ulrich-seidl-film_01 | © Ulrich Seidl Film

Paradies: Liebe (2012)

Die 50-jährige Teresa (Margarete Tiesel, bekannt aus "Der Goldene Handschuh") ist mit ihrem momentanen Leben nicht wirklich zufrieden. Als allereinziehende Mutter fehlt es ihr an Abwechslung, vor allem sexuell ist ihr Leben schon schon seit einiger Zeit unzufriedenstellend. Um dieser Frustration ein Ende zu bereiten, begibt sie sich auf einen Kurzurlaub nach Afrika. In Kenia angekommen, sucht sie den Kontakt zu sogenannten "Beach Boys", die Sex als Dienstleistung anbieten. Dass sie auf diese Weise nicht die wahre Liebe findet, muss Teresa mitunter auf die harte Tour lernen.

Im ersten Teil seiner "Paradies"-Trilogie, deren Teile nur thematisch miteinander verbunden sind, nimmt Ulrich Seidl ("Hundstage") dem verführerischen Sextourismus den Wind aus den Segeln. Vor Unbequemlichkeiten macht die Kamera – wie bei Seidl üblich – nicht Halt. Auch die Folgefilme "Paradies: Glaube" (2012) und "Paradies: Hoffnung" (2013) nehmen mit ähnlicher Unerschrockenheit falsche Versprechen von Glaubensgemeinschaften und Diät-Camps auseinander. 

"Paradies: Liebe" und die anderen zwei Filme der "Paradies"-Trilogie von Ulrich Seidl sind zurzeit auf CANAL+ (nur in Österreich) sowie auf MUBI im Programm und als Leihangebot bei Prime Video verfügbar.

Rimini_2022_ulrichseidlfilm_02 | © Ulrich Seidl Film

Rimini (2022)

Mit dieser bizarren Charakterstudie kehrte das Enfant Terrible des österreichischen Films nach einem mehrjährigen Wechsel ins Dokumentarfach zum Spielfilm zurück. Hingebungsvoll taucht das Drama in eine Welt ab, in der "Amore" den Ton angibt: die des Schlagerbarden Richie Bravo (Michael Thomas). Seine ruhmreichen Tage sind aber längst gezählt. Der abgehalfterte Sänger hat sich in den italienischen Badeort Rimini zurückgezogen, wo er verbliebene Fans aus alten Tagen zu beglücken versucht. Das Geld mag knapp werden, die Begeisterung für sein Metier hält den Alleinunterhalter mit blonder Mähne aber weiterhin in Atem. Als seine Tochter (Tessa Göttlich), die er jung im Stich gelassen hatte, in sein Leben zurückkehrt, wird der professionelle Glücklichmacher mit den Schattenseiten seines Daseins konfrontiert.

"Rimini" ist so abgründig wie man es sich von einem waschechten Seidl-Film erwartet, begegnet seiner Hauptfigur aber mit einem ungewohnten Maß an Feingefühl. Die tragische Charakterstudie weckt Erinnerungen an "The Wrestler“ mit Mickey Rourke. Nicht zuletzt liegt das an der ähnlich nahegehenden Vater-Tochter-Dynamik und dem wilden Blondschopf beider Protagonisten. Menschliches Drama trifft auf kitschige Schlagerhymnen mit Ohrwurmgarantie. 

"Rimini" ist als Leihangebot bei Prime Video und AppleTV+ verfügbar.

Sonne_2022_ulrichseidlfilm_01 | © Ulrich Seidl Film

Sonne (2022)

Yesmin (Melina Benli) ist Kurdin und relativ gefestigt, was ihren muslimischen Glauben betrifft. Zumindest denkt die Oberstufenschülerin das, bis ein selbstgedrehtes Internet-Video ihre Beziehung zum Islam auf die Probe stellt. Dabei sollte es nur ein harmloser Spaß unter Freunden werden, als die junge Muslima mit Bella (Law Wallner) und Nati (Maya Wopienka) den R.E.M.-Song "Losing My Religion" covert. Der bizarre Mitschnitt, in dem die jungen Frauen mit Kopftuch und Schleier auftreten, landet online und geht unerwartet viral. Das Trio wird fortan für Hochzeiten gebucht und in Talk-Shows eingeladen. Während Yesmin zunehmend den Draht zu ihrem Glauben verliert, finden ihre Freundinnen Rückhalt in dieser ihnen zuvor unbekannten Welt.

Dieser hyperaktive Jugendfilm von Kurdwin Ayub brachte frischen Wind in den österreichischen Film. Mit wilden Schnitten und autobiografischen Einflüssen nimmt sich der Coming-of-Age-Film Themen wie Familie, Religion und der Suche nach dem wahren Selbst in einer digitalisierten Welt an. Ein lebhaftes Porträt der Generation Z. 

"Sonne" ist als Leihangebot bei Prime Video und AppleTV+ verfügbar. 

Vor-der-Morgenröte_2016_01 | © Dor Film

Vor der Morgenröte (2016)

Dieses Biopic widmet sich dem Leben des berühmten österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, zu dessen Werken unter anderem die "Schachnovelle" zählt. Als jüdischer Autor ergriff Zweig, gespielt von Josef Hader, im Jahr 1934 die Flucht aus seiner vom Nazi-Regime durchseuchten Heimat. Mit seiner Frau Friderike (Barbara Sukowa) sucht der renommierte Autor nach einem neuen Zuhause. Dem bekennenden Pazifisten fällt es allerdings zunehmend schwer, Stellung zum kriegerischen Treiben in Europa zu beziehen. Als er die bunten Tropen Brasiliens erreicht, wird er von düsteren Gedanken heimgesucht.

Wer Josef Hader zur Abwechslung mal fern von Galgenhumor und grantigen Gesichtsausdrücken erleben will,  dem sei dieses bewegende Biopic und Historiendrama ans Herz gelegt. In sechs Kapitel rekapituliert Regisseurin Maria Schrader Ausschnitte aus der Zeit, die Zweig im Exil verbrachte. Hader verkörpert den Weltschmerz des Schriftstellers mit der schwerbetroffenen Miene eines Humanisten, der das Leid um ihn herum nicht mehr länger ertragen kann. Das Ergebnis ist ein zutiefst aufwühlendes Drama, das ganz ohne belehrenden Pathos auskommt. 

"Vor der Morgenröte" ist als Leihangebot bei Prime Video und AppleTV+ verfügbar.

 

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